Kategorien

Archiv


25. November 1999

Rokycany 1999

von 
Die gut gelaunte Truppe Die gut gelaunte Truppe

Auch dieses Jahr nahmen wir Ende November am traditionellen Knödel-Hobby-Cup im tschechischen Rokycany teil. Bereits zum 6. Mal versuchten wir die schweizerische Eishockey- und Ausgangskultur den Tschechen näherzubringen. Erneut stellt der Ausflug nach Rokycany den absoluten Saisonhöhepunkt dar. Nachfolgend haben wir unsere Eindrücke in Form eins Tagebuches aufnotiert.

Mittwoch, 24.11.1999
Ein Novum! Bereits reisen fünf Spieler unseres Teams (Chrigi, Gustl, Cory, Big Guy und Oli) am Mittwoch ins Knödelland. Mehr oder weniger pünktlich treffen wir uns am 19.30 Uhr am Flughafen. Richtig, das ganze Team fliegt diesmal nach Prag! Unsere alljährliche McDonalds Tour auf Deutschlands Autobahnen findet dieses Jahr also nicht statt. Die nette Dame von der Swissair scheint beim Checkin aufgrund der überaus voluminösen Taschen und der unförmigen Schläger leicht irritiert und etwas überfordert. Auch unser mega soundiges Ghetto-Blaster-Tool muss natürlich mit, allerdings als Handgepäck. Nun, alles kriegen wir schliesslich ohne grössere Probleme hin. Nach einem ersten Bierchen an der Flughafen-Bar, hebt der Swissair-Flieger mit der schon üblichen Verspätung in Richtung Prag ab. 

Der Transport ins rund 70 km von Prag entfernte Rokycany ist von Karel himself organisiert worden. Nach der Zollkontrolle werden wir von unseren Drivern in Empfang genommen. Siehe da, eine Überraschung! Unser Transportteam ist allgemein bekannt, handelt es sich doch um den Turnier-Schiedsrichter mit seinem Sohn, genannt die Zecke II. Den beiden scheint es gut zu gehen, sind sie doch wohl geformt und gut ernährt. Aufgrund des Fahrpreises den wir ihnen zahlen müssen, wird es ihnen in ein paar Augenblicken noch viel besser gehen. In einem etwas älteren Skoda-Modell und einer missratenen tschechischen Version eines Cherokee-Jeeps, rasen wir im Höllentempo unserem Ziel entgegen. Das Tempo ist so rasant, dass wir froh sind, im Flugzeug nur ein Sandwich gekriegt zu haben....
Wir erreichen also Rokycany in ca. 90 Minuten (für rund 70 Kilometer auf der Autobahn!) um 23.30 Uhr und checken im wohlbekannten und restlos ausgebuchten Hotel Billy Lev ein. Da die Hotelbar unsere Wünsche nicht mehr befriedigen kann, müssen wir unser erstes Gambrinus in einer Bar namens "Filipp" einnehmen. Erstaunlicherweise sind die Öffnungszeiten in Rokycany sehr flexibel und wir bleiben noch eine ganze Weile im "Filipp" und diskutieren über Gott und die Welt. Um die Diskussion zu erleichtern, müssen die Stimmbänder bekanntlich entsprechend vorsichtig befeuchtet werden, was wir ausgiebig mit dem herrlichen Gebräu namens Gambrinus tun. Natürlich darf auch die obligate Becherovska-Runde nicht fehlen. So geht um rund 3 Uhr morgens unser erster Abend in Rokycany mit viel guter Laune und gut befeuchteten Kehlen zu Ende.

Donnerstag, 25. November 1999
Natürlich ist erstmals ausschlafen angesagt und dies nicht zu knapp. Heute steht ein eher fauler Tag auf dem Programm, was nach dem feucht fröhlichen Abend nicht ungelegen kommt. Nach einem ausgezeichneten Frühstück, schlendern wir durch Rokycany und besuchen auch die Eishalle, die nur unweit von unserem Hotel entfernt liegt. Da die ganze Marschiererei doch ziemlich anstrengend ist, entschliessen wir uns, uns in unseren Zimmern ein Weilchen hinzulegen und geniessen das Nichtstun. Ausserdem bringt das tschechische Fernsehen eine äusserst interessante und attraktive Miss TV-Sender-Wahl, die bei uns auf SF DRS nie und nimmer gezeigt werden könnte.
Bereits im ca. 16 Uhr treffen wir Karel, unseren Turnierorganisator, der sich freut uns zu sehen. Wir gehen wieder ins Dorf und genehmigen uns ein Gambrinus. Schmeckt immer noch vorzüglich. Schnuppe kauft noch die neusten NHL-Player-Cards aus dem Jahre 1979 und schon bald ist im Hotel das Erste von ca. 5 weiteren, hervorragenden Schnitzeln angesagt. Das Hotel ist nun übrigens nicht mehr ausgebucht und anscheinend nur wegen uns geöffnet worden. Ausserdem erfahren wir noch von der charmanten Hotelrezeptionistin, genannt die Schiene, dass es aufgrund Reparaturarbeiten in ganz Rokycany am Samstag kein fliessendes Wasser gibt. Na super! Samstag ist der Turniertag und wir haben 3 Spiele und sollten da nicht duschen können? Schöne Aussichten!
Nun, dies kann uns aber weiter nicht stören, haben wir doch gut gegessen und ausserdem steht der Ausgang ja noch vor der Tür. Im neusten Rokycany Szenenclub (Paraplcko), treffen wir dann wieder Karel, der bereits schon einen grossen Teil der Martini-Reserven dieser Bar getilgt hat. Entsprechend gut gelaunt scheint er auch zu sein. Gespannt warten wir auch auf den zweiten Teil des Teams (Anton, Rico, Schwed, Blocker, Ludi, Flo und Martin), welches dann mit den schon vorgestellten Fahrern um Mitternacht in der Bar eintrifft. Unsere beiden "Tschechien-Neulinge", Flo und Martin, werden natürlich auch in die Geheimnisse des legendären Becherovkas eingeführt. Nun, wir bleiben noch ein wenig in der Bar, müssen uns dann aber aufgrund der nicht mehr so flexiblen Öffnungzeiten und einem erfolglosen Zwischenstopp im "Filipp", schon bald in Richtung Hotel bewegen.

Freitag, 26. November 1999
Natürlich ist wieder ausschlafen angesagt, allerdings ist heute auch der erste Kontakt mit dem Eis geplant. Karel hat um 12 Uhr für uns ein Training organisiert. Mehr oder weniger fit, begeben wir uns auf den Weg in die Eishalle. Schon bald kommt auch unser Mega-Ghetto-Blaster zum Einsatz und schon bald dröhnt "Rammstein" durch die ganze Eishalle. So muss es sein! Es kommt auch zum Wiedersehen mit Marek, genannt die Originalzecke, dem anderen wohlgenährten Sohn des Schiris. Das Training ist zwar gut, man merkt aber ganz genau, dass die meisten von uns noch fast nie an einem Hockeytraining teilnahmen. Das Niveau ist entsprechend tief und auch beim abschliessenden, internen Spiel, kann das ganze Team nicht überzeugen. Bekanntlich gibt es aber wichtigere Dinge als das Training und darum sind wir für den morgigen Turniertag doch trotzdem ziemlich optimistisch. Natürlich darf auch heute das obligate Nickerchen im Hotel nicht fehlen. Wie wir von Karel erfahren, spielt Pilzen im Continental-Cup (der ja von Ambri gewonnen wurde) mit und heute findet des erste Gruppenspiel gegen das slowakische Spitzenteam aus Zvolen statt. Als echte Hockeyfans interessiert uns dies natürlich und so fahren wir per Taxi nach Pilzen. Anton stellt wieder seine organisatorischen Fähigkeiten unter Beweis und kauft irrtümlicherweise für unser ganzes Team eine Turnierkarte für alles sechs Spiele des Continental-Cups. Dies wirft uns auch nicht aus dem Konzept, kosten doch sechs Spiele umgerechnet nur CHF 10.- (Sitzplätze). Das Spiel ist unterhaltend, doch die Teams scheinen es nicht so ernst zu nehmen. Die Eishalle ist übrigens ziemlich gross und es passen so gegen 8'000 Leute rein. Beim Spiel waren rund 3000-4000 Personen anwesend. Pilzen gewinnt das Spiel verdient mit 3:2 Toren und wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt von Pilzen. Es ist nun wirklich arschkalt und die Suche nach einem Restaurant erscheint als eher schwierig. Wir irren in Pilzen herum und finden die Altstadt nicht. Scheisse! Ein Teil verpflegt sich dann tatsächlich im Mac, andere suchen per Taxi das Glück in einem nobleren Restaurant. Schliesslich sind alle gut verpflegt und wir treffen uns in der bekannten Disco namens "Arena" in Pilzen. Wie es dann weiterging, soll hier nicht erwähnt werden. Jedenfalls war der Besuch der "Arena" erfreulich und als dann die kubanischen Zigarren noch ins Spiel kamen, wieder wie üblich etwas dekadent. Jeder weiss es selber am besten. Zu erwähnen gibt es noch den Vollstopp eines tschechischen Taxifahrers, auf dringenden Wunsch von Cory oder der aussergewöhnliche Tanzstil der Schnuppe (mit FCZ –Schal). Nicht erwähnen wollen wir aber den Besuch in den frühen Morgenstunden eines Trios unseres Teams, in einem etwas speziellen pilzener Etablissements.....

Samstag, 27. November 1999
Turniertag! Leider müssen wir das erste Spiel um 07.30 Uhr spielen. Nun liebe Leser, Ihr könnt Euch vorstellen, dass gewisse (die meisten) Leute grössere Probleme mit dieser Zeit hatten. Das war es absolut sinnvoll, direkt vom Ausgang auf das Eis zu gehen, wie es das schon erwähnte Trio gemacht hat. Nachfolgend die Spielberichte zu unseren drei Spielen:

1. Spiel (morgens) - Gegner: Team aus Rokycany - Resultat: 7:3 für uns
Mit ziemlich schweren Köpfen und immer noch in leicht benebeltem Zustand, spielen wir unser erstes Spiel gegen die einheimische Mannschaft aus Rokycany, verstärkt mit den beiden Zecken. Der Zeuger der Zecke ist wie immer der Schiri. Wir spielen unserem Zustand entsprechend durchzogen, können aber das Spiel zu unserer Überraschung ziemlich klar gewinnen. Martin (oder neuerdings "der Russen-Martin) bucht 5 Tore und wird zum Matchwinner. Uns kam aber sicher entgegen, dass der Gegner aus nur rund 8 Spielern bestand und der Torhüter der Tschechen wohl noch länger und intensiver im Ausgang war als wir. Aber schliesslich zählen die beiden Punkte. Erfreulicherweise hat es in der Eishalle nun doch fliessendes Wasser und wir müssen nicht stinkend herumgehen.

2.Spiel (nachmittags) - Gegner: Team aus Tschechien - Resultat: 5:5
Nach einem sehr ausgiebigen Mittagsschlaf und einem weiteren Riesenschnitzel, folgt unser zweites Spiel gegen ein gutes tschechische Team. Die Bettruhe hat uns gut getan, spielen wir doch erwartungsgemäss einiges besser als noch am Morgen. Das Spiel verläuft sehr ausgeglichen, und wir führen bis 4 Minuten vor Schluss mit einem Tor. Durch Konzentrationsmängel erhalten wir aber innerhalb kürzester Zeit zwei Tore und liegen nun plötzlich im Rückstand. Dank eines Tores von Schwed eine Minute vor Schluss, erreichen wir aber immerhin noch einen Punkt und können das Turnier noch aus eigener Kraft gewinnen. Es war ein sehr gutes und intensives Spiel, welches mit einem gerechten Unentschieden endete.

3. Spiel (abends) - Gegner: Piflas aus Bayern - Resultat: 3:3
Erstmals in der Geschichte des Goldküschte-Express, können wir das Turnier in Tschechien gewinnen. Dazu brauchen wir aber in diesem letzten Spiel ein Sieg. Das deutsche Team hat die beiden Partien gegen die Tschechen gewonnen und so kommt es zu einem echten Finalspiel. Das intensiv geführte Spiel ist ziemlich ausgeglichen, wir geraten aber dennoch mit 0:3 in Rückstand. Das kann ja nicht sein, und wir entschliessen uns, nicht einfach so abgeschlachtet zu werden. Mit grossem Einsatz drängen wir in die gegnerische Verteidigungszone und schnüren die verdutzen Bayern regelrecht ein. Wir erzielen auch Tore und schon bald steht es nur noch 2:3. Wir sind nun klar dominant und erzielen rund 5 Minuten vor Schluss den verdienten Ausgleich. Dies reicht aber noch nicht für den Turniersieg. Wir brauchen noch ein Tor! Wir unternehmen alles, nehmen unseren Goalie Big Guy vom Eis und stürmen weiter. Rund 60 Sekunden vor der Schlusssirene kommt die Scheibe zu Anton, der einen Gegner gekonnt (oder auch mit etwas Glück) aussteigen lässt, den Torhüter täuscht und somit das leere Tore vor sich sieht. Ein kleines Problem ist jedoch, dass sich die Scheibe auf der Backhandseite befindet, allerdings hat er sich ja bekanntlich selbst zum Backhand-Gott ernannt. Den weiteren Verlauf dieser turniersiegbringenden Chance kann man nicht in Worte fassen. Jedenfalls geht sein Schuss völlig in die Hosen, bzw. knallt mit grosser Wucht ans Hallendach und dies in einem 85 Grad Winkel. Nun, macht nichts, Anton, wir haben uns köstlich amüsiert und dieser Schuss wird zweifellos als Schuss des Jahres, oder sogar als Schuss der Jahrzehnts bei uns eingehen. Leider bleibt es beim Unentschieden, und die Piflas gewinnen wie schon im letzten Jahr das Turnier. Wir sind aber mit unserem 2. Turnierrang zufrieden, obwohl die Chancen zum Turniersieg sehr gross waren.
Ziemlich erschöpft von den drei Spielen, treffen wir uns im "Filipp" zum wohlverdienten Gambrinus. Ein grosser Teil unseres Teams vertilgt erneut ein Schnitzel. Natürlich gehen wir noch ein Haus weiter und zwar wieder in die Paraplcko-Bar. Die laute Techno-Musik sagt nicht allen zu und so begibt sich wieder ein Teil des Teams noch Pilzen in die "Arena". Der anderer Teil ist zu müde und schleicht ins Hotel. Es ist ja immerhin auch schon 2 Uhr morgens.

Sonntag, 28. November
Unser Transportteam erscheint pünktlich um 09.30 Uhr, denn unsere Maschine fliegt um 12 Uhr zurück nach Zürich. Im schon gewohnt hohen Tempo, brausen wir zum Flughafen nach Prag. Der letzen Slottis werden wir im Taxfree-Shop und auf dem Massagestuhl los und fliegen mit Verspätung nach Zürich ab. Nach einem halbstündigen Kreisen über Schaffhausen, landen wir schliesslich in Zürich.
Fazit: Erneut hat dieser Ausflug nach Tschechien viel Spass gemacht und hat sich absolut gelohnt. Wir werden nächstes Jahr ganz bestimmt wieder hingehen bzw. hinfliegen!

#27

Schreibe einen Kommentar

Bitte achte darauf, alle Felder mit einem Stern * auszufüllen.