Tschechien, Rokycany, zum zehnten Mal; ein Jubiläumstagebuch:
Endlich war er da, der Donnerstag 20. November 2003, 09:00 Uhr, und das alljährliche Ritual begann mit der Ankunft im Zollikerberg, der Begrüssung, dem Verladen des Gepäcks (Bier??!). Doch ein Jubiläum soll man feiern, also wurden auch ein paar üppigbeladene Fleisch- und Käseplatten, Champagner und die von Anton organisierten 10-Jahre-Tschechien-Becher(herzlichen Dank!!!) verladen. So begann das feuchtfröhliche Reislein ins Land der Braunkohle, der kommunistischen Vergangenheit, der berüchtigten Schnitzel und des kühlen Blonden(nein Anton, nicht Du). Auch konnten wir uns diese Jahr mit internationalen Topspielern wie Björn „Mats“ The swedish rocket und Frank The American tank verstärken. Welches Drittel die beiden dominierten sei dahingestellt. Es waren auf jeden Fall nicht die ersten Drei eines jeden Spiels.
Glücklicherweise hatten wir unseren kanadischen Captain bereits ein paar Tage früher nach Tschechien geschickt, was die Einreise doch so ziemlich erleichterte(vgl. Marienbad 2002). Doch wie stand es mit der Ausreise? Hier folgt ein mathematischer Exkurs: Ein Mann reist nach Tschechien, sein Visum ist vier Tage gültig und er kommt am Dienstag 18. November 2003 in Prag an. An welchem Tag muss er das Land wieder verlassen?? Die Antwort gibt es auf der Rückfahrt….
Endlich in Rokycany angekommen, stürzten wir uns nicht sofort ins Nachleben, sondern stärkten unsere müden Knochen mit Schnitzel und Bier. Kurz darauf tauchten wir dann mit einem Taxikonvoi in Pilsen auf. Die Strassen waren leergefegt und manch einer vermutete den tschechischen Geheimdienst hinter dieser Aktion. Dies störte uns allerdings nicht und kaum war das Wettbüro geschlossen, kristallisierte sich bereits heraus wer dem Training am Freitag wohl fernbleiben würde (Interessierte können den, die Namen gegen eine Gebühr von sechs Flaschen Becherovka bei der Redaktion in Erfahrung bringen). Gegen fünf Uhr morgens gingen dann bei allen die Lichter aus, Anton musst leider schon früher kapitulieren (man sehe sich die Bilder dazu an), und die böhmische Nacht konnte einen Schleier der Ruhe über Rokycany und Pilsen legen.
Um elf Uhr war das erste und auch letzte Training angesagt. Wie jedes Jahr zeigte uns Karel, der tschechische Hans Dampf in allen Gassen, bereits nach wenigen Minuten, dass auch wir eine Leistungsgrenze haben. Nach 1 ½ Stunden erquickendem Training begann die Entspannungsphase mit Massage, Sauna und Whirlpool, denn am Abend stand bereits das erste Spiel an. Wir ahnten Böses, da es dieses Jahr nur gegen die Brüder Jaromir’s ging, was erfahrungsgemäss einem Debakel gleich kommt. Doch nein, wir spielten gut, kämpften und hätten den Sieg verdient. Doch wenn man bedenkt, dass der selbsternannte Superstar unseres Teams (Mr. 98 %, Gustl - Anmerkung der Redaktion: der Name wurde ab sofort auf Kugelblitz mit Betonung auf Kugel korrigiert) drei Mal alleine vor dem gegnerischen Torhüter stand und nicht einmal den Puck traf und zu allem Übel noch über die eigenen Füsse stolperte, dann ist ein 4:4 ist auch nicht schlecht.
Dieser Erfolg musste natürlich gefeiert werden und wir rockten ein weiteres Mal in den Clubs von Pilsen ab, wobei einige Herren der letzten Nacht Tribut zollen mussten und die Reise gar nicht erst antraten. Was angesichts der Tatsache, dass im „Freitagabendclub“ auf den Tischen getanzt und ausgelassen gefeiert wurde einer kleinen Katastrophe gleich kam. Doch eine seriöse Turniervorbereitung hat noch nie geschadet.
Allerdings wurde die seriöse Vorbereitung bereits am nächsten Mittag durch einen Besuch in der Pilsner Urquell Brauerei unterbrochen. Dort weihte uns ein edler tschechischer Herr, mit einem beinahe schon blaublütigen Wortschatz, in die Kunst der Bierherstellung ein. Ob all dieser grossen und geflügelten Worte kam bei uns neben dem Wissensdurst auch noch der handfeste Durst auf und wir vergnügten uns für ein paar Stunden in der hauseigenen Brauereibeiz. Doch bereits ein paar Zeigerumdrehungen später zwängten wir uns wieder in die kleine Gardarobe und gaben uns den feinen Düften und Gerüchen unser Hockeyausrüstungen hin. Wir starteten furios ins erste Spiel des Abends und hatten den Gegner unter Kontrolle. Allerdings brachte uns ein Wechselfehler eine unnötige Strafe ein, die von Karel in grosszügiger Manier in eine 1-Minuten-Strafe umgewandelt wurde. Doch was nützt dies, wenn unser „Güggelibuuch“ anstelle von einer konzentrierten Rückkehr aufs Eis, der Schiedsrichterin hinterher schaut und eine seiner berüchtigten Maikäfer-Pirouetten dreht. Doch das Glück blieb uns hold und wir gewannen verdient mit 3:2. Den nächsten Gegner kannten wir aus früheren Jahren und so konnte unser Ziel nur Schadensbegrenzung heissen. Dies gelang und brachte uns ein ehrenvolles 1:4. Allerdings sei noch der Herr Stöckli erwähnt, der vor lauter Ehrfurcht und Zittern den Slapshot seines Lebens verpasste und kläglich über den Puck schlug.
An dieser Stelle sei Karel gedankt, der wiederum ein tolles Turnier organisiert, uns das tschechischen Nachleben gezeigt und eine würdevolle Siegerehrung zum Schluss zelebriert hat.
Da es bereits Mitternacht war und die Barbesitzer in Pilsen uns erwarteten, gingen wir direkt zur Offensive über und spielten eines unserer weltberühmten vierten Drittel. Gegen 07.00 Uhr kamen dann die letzten ins Hotel zurück aber an Schlaf war nicht zu denken. So wurden sämtliche Zimmer in einer Art „Saubannerzug“ heimgesucht und das daraus resultierende Fotomaterial sollte bald verfügbar sein. Einige fanden gegen acht Uhr morgens, es war doch schon hell, eine nette, von Zigeunern geführte, Bar. Wo ein letztes Mal auf die schweizerisch-tschechischen Beziehungen getrunken wurde. Zum Ende gab es dann noch einen kleinen „Chlapf“ im Hotel, als Frank The tank die Toilette aufsuchte und diese unter mysteriösen Umständen in tausend Stücke zerbrach(vgl. Fotomaterial und Rechnung).
Unser allzeit bereite Chauffeur Hansruedi (herzlichen Dank für Deine Mühe und Aufopferung) sammelte gegen neu Uhr alle ein und eine ruhige und schlafreiche Rückreise begann. Doch einer sass so ziemlich nervös im Car; Cory! Die Lösung; wenn sein Visa vier Tage gültig ist (vgl. oben), hätte Cory bereits am Freitag ausreisen sollen. So schmuggelten wir halt einfach 90 Kilogramm lebendiges Fleisch über die Grenze und endlich konnte auch der berüchtigte Kanadier ein Schläfchen machen.
Ob wir diese Reise in zehn Jahren immer noch machen werden, steht wohl ausser Frage!!!
Vielleicht spielen wir dann Golf……
Herzlichsten Dank an Oli, den grossen und umtriebigen Organisator, und natürlich an alle die diese Reise Jahr für Jahr zu einem grossen und unvergesslichen Abenteuer machen!!!
Auf die nächsten zehn Jahre!!!!!!